Donnerstag, 23.06.2011
Fronleichnam 4 Uhr, der Wecker klingelt.
Schnell noch Kaffee trinken, Brötchen für unterwegs schmieren und dann gehts ans Verzurren des Gepäcks. Spätestens 6 Uhr will ich los, um 8 Uhr soll ich bei Norbert in den Haßbergen sein. Regensachen? Lass ich mal vorsichtshalber im Tankrucksack... Nach ein paar Problemen bei der Gepäckbefestigung starte ich um 6:30 Uhr die Big und fahre los.
Um die Uhrzeit ist kaum jemand unterwegs. Nach 90 km, am ersten Zielort angekommen, habe ich keine 10 Autos gezählt. Wegen einer größeren Straßenbaustelle im Ort muss ich ein kurzes Stück Feldweg zu Norbert fahren. Durch den Regen am Vortag ist das eine schmierige Angelegenheit, habe es dennoch ohne Sturz geschafft.
Anubis (ebenfalls aus dem Forum) reist mit seiner Big auf dem Hänger an und nahm bei Norbert eine Zwischenübernachtung.
Nach einem gemeinsamen, durch Eva zubereitetem, leckerem Frühstück laden wir noch das 30-Liter-Fass Bier in Anubis' Auto, welches Norbert dem Sachsenstammtisch spendieren wird.
Anubis fährt Richtung Autobahn, Norbert und ich ca 30 km Überland nach Bad Rodach zu Helmut (Zielort 2).
Auch bei Helmut gibt es wieder Frühstück. Kurz drauf zwitschert Manfred ein und wir betrachten alle unsere Bigs und reden Benzin. :-)
Danach starten wir alle und fahren in den Thüringer Wald.
Es sind kaum Leute auf den Straßen unterwegs und so kommen wir trotz Nebenstrecken sehr gut voran.
Irgendwo im Vogtland stoßen wir auf eine Straßenbaustelle. Unser Anführer Helmut steuert direkt auf Bagger und Arbeiter zu, doch einer der Jungs winkt ab. "Hier gehts nicht weiter", so seine Geste.
Helmut stellt seine Big ab und läuft auf die Arbeiter zu. Es wird wild gestikuliert... Den Handbewegungen des Arbeiters zufolge sollen wir irgendwo außenrum fahren, so meine Einschätzung. Eine Handvoll Schulterzucken später kommt Helmut zurück und dreht in der Straßenbaustelle. Wir drehen ebenfalls.
Nach ein paar hundert Metern biegt Guide Helmut in einen steil bergauf führenden Schotterweg ab, wir folgen. Vollbepackt mit teils abgefahrener Straßenbereifung passieren wir erst ein Schild mit der Bezeichnung "Naturschutzgebiet", dann ein Schild "Durchfahrt verboten ausgenommen Forstbetrieb". Es wird holprig, mein Lenker macht was er will. Schlamm taucht in den Fahrrillen des Waldweges auf, mein Hinterrad macht was es will.
Links geht es ziemlich steil eine Böschung runter. Nach 10 (gefühlte 60) Minuten kommen wir wieder im gleichen Ort an der gleichen Straßenbaustelle raus.
Helmut fährt wieder zum Schotterweg. Diesmal biegt er eine Abzweigung weiter oben ab, erneut wird es holprig und für mich als Offroad-neuling ziemlich grenzwertig.
Wir kommen wieder in dieser Ortschaft raus. Nach dem Dritten Versuch klappt es mit dem Weg bei mir schon besser und ich traue mich in den Dritten Gang zu schalten.
Als wir zum Vierten Mal diese verfluchte Schotterauffahrt mit "Naturschutzgebiet"- und "Durchfahrt verboten"schild erreichen, bin ich fast verzweifelt. Doch diesmal finden wir den richtigen Abzweig und wir kommen hinter der Straßenbaustelle raus. Juhuu!
Ein paar Ortschaften weiter wartet bereits die nächste Straßenbaustelle auf uns. Helmut macht gar nicht lange rum und fährt diesmal direkt in die Baustelle rein. Der Baggerfahrer und ein Arbeiter schauen unsere 5er-gruppe entsetzt an und Helmut bedankt sich mit seiner linken Hand. Auch ich bedanke mich. So einladend die Baustelle anfangs doch ausgesehen hat, entpuppt sie sich kurze Zeit später als reinster Hindernisparcour!
Tiefe Gräben, Löcher, Baumaschinen und Baumaterial gilt es auszuweichen. Bauzaunfelder und Bagger versperren uns den Weg, doch Guide Helmut entdeckt an der rechten Hauswand einen schmalen, ca 1 Meter breiten, geschotterten Weg. Er reißt das Gas auf und bewältigt diesen schmalen Ausweg auf seiner Stollenbereiften Big mit Bravour. Ich schau zu meinen Koffern links wie rechts, seufze und gebe Gas.
Abstand Koffer zur rechten Hauswand ---> ca 20 cm
Abstand Räder zur linken Böschung ---> ca 15 cm
Mit leichten Schweißperlen im Gesicht weiche ich jedem größeren Stein aus um nicht die ca 0,5 Meter tiefe Böschung runter zu stürzen.
Der "Gehweg" endet und ich muss zwangsläufig diese Böschung mit meinem Packesel runter. Ich setze mit dem Motorschutz auf und kann grad noch einem größeren Felsbrocken ausweichen. Hui ui ui...
Noch schnell zwischen Betonauto und Bagger durch, geschafft!
Auch die anderen 3 kommen heil durch.
Man hat das Spaß gemacht!
Vielleicht sollte ich doch mal öfter mit der Big auf die Arbeit fahren. ;-)
Es folgt noch eine eher unspektakuläre Straßenbaustelle, die wir problemlos passieren. Irgendwo zwischen Vogtland und Erzgebirge stoßen wir an eine T-Kreuzung. Wir mussten nach rechts und Vorfahrt gewähren. Von links kommt ein kleiner Lkw aus einer Kurve, welcher durch einen von rechts kommenden großen Lkw verdeckt wird. Helmut, ich und Hans geben Gas.
"Hoffentlich haben die anderen 2 den kleinen LKW bemerkt?", denke ich noch. Als Manfred und Norbert nicht nach kommen, drehen wir um und fahren wieder zur T-Kreuzung. Dort stehen beide neben ihren Bigs.
Manfred hat den LKW bemerkt und bremsen müssen. Norbert ist ihm leicht hinten drauf gefahren, so daß Norbert mit samt Motorrad umfiel und in den Graben purzelte.
Außer leichtem Sachschaden ist aber zum Glück nichts Größeres passiert.
Wir steuern mit leichter Verspätung Schönbrunn im Erzgebirge an, wo sich Fischi74 an unseren Formationsflug anschließen wird.
Um ca 16 Uhr erreichen wir diesen alten Zug, der zu einem Treffpunkt umgestaltet wurde. Die Wurst ist sehr fettig, statt Brötchen gibts nur noch ungetoastetes Toastbrot, aber der Hunger treibts rein. Trotzdem ist dieser Zug was Besonderes.
Im "Sixpack" gehts dann etwas unspektakulärer über Bundesstraßen weiter zum Zielort Campingplatz Hohnstein.
Um 19 Uhr sind wir endlich da, müssen allerdings noch unsere Zelte aufbauen. Nach 12 1/2 Stunden Big fahren geht für mich der Aufbau dementsprechend lustlos über die Bühne. ;-)
Ich pack mein Aldizelt aus und Hans hat seines schon stehen!?
Gibts ja gar nicht!
Nach dem Abendessen lassen wir den fast unfallfreien Tag mit ein paar Bier ausklingen.
Hier gehts zu Tag